FAIRE MODE | Was mich ärgert und MEIN 3-PUNKTE-PLAN

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FAIRE MODE | Was mich ärgert und MEIN 3-PUNKTE-PLAN

Faire Mode. Wieso? Ich komme gleich auf den Punkt meiner Überlegungen, die ich mir die letzten Wochen und Monate über Mode und Nachhaltigkeit im Allgemeinen gemacht habe und erspare euch somit die Wiederholung ewig langer Diskussionen mit vielen verschiedenen Leuten. Es kommt auf eines hinaus.

Wir haben ein Problem: Es schert niemanden. Soll heißen, es ist allen egal. Was ist allen egal? Die Dinge, die nicht in unserem direkten Umfeld geschehen, selbst, wenn wir sie beeinflussen- und das tun wir oft zum Schlechteren. Es geht um ein gesellschaftliches Problem. Niemanden interessiert es, was im nahen oder fernen Osten passiert, wie es den Leuten geht, die unsere Kleidung herstellen, irgendwo auf dieser Welt.

Eines dieser Probleme betrifft eben auch unser Verständnis von Mode.

Und das ist das große Problem. Wir alle leben in einer Blase, in der es uns mehr oder weniger sehr gut geht. In dieser Blase sieht man die Probleme im Rest der Welt nicht so gut, höchstens manchmal wie durch einen Schleier, in den Nachrichten, wenn wieder eine Nähfabrik eingestürzt ist, oder wenn einer unserer Freunde seinen besonders moralischen Beitrag über faire Mode in einer Konversation nicht für sich behalten kann. Ich bin seit einiger Zeit einer dieser Freunde. Ganz ehrlich: was hier steht, sage ich auch jedem ins Gesicht.

Eines meiner Schlüsselerlebnisse war in Berlin, als ich zum ersten (und auch letzten) Mal einen Primark besucht habe. Den am Alexanderplatz. Erst muss man es überhaupt mal schaffen, dort lebend hineinzukommen. So einen Andrang habe ich noch nicht einmal bei Hollister erlebt. Was einen dann erwartet sind eine Vielzahl an Gerüchen. An chemischen Gerüchen. Es stinkt ganz einfach nach Plastik, nach Chemie. Die Kleidung ist mannshoch aufgetürmt, davor Preisschilder, denen man fast keinen Glauben schenken kann. Oder mag. Sie sind aber wahr. 3 Damen-Slips um 4,50€, 3 Herren Boxershorts um 9€.

Schon bei H&M zahlt ihr das Doppelte für diese Menge an Kleidung. Und H&M steht auch nicht gerade an erster Stelle, wenn es um faire Mode und Nachhaltigkeit im Allgemeinen geht. Im Gegenteil. Trotzdem ist H&M wenigstens nicht so billig, dass die Leute sich kiloweise Taschen mit Kleidung vollstopfen. Mit Kleidung, die sie gar nicht brauchen, und die so schnell wieder kaputt wird, dass man theoretisch zumindest zweimal im Jahr das gleiche machen könnte.

zwei Jahre fair Fashion

Bedeutet ein hoher Preis auch faire und gesunde, nachhaltige und langlebige Mode?

Spannend ist nämlich, dass Primark laut GreenPeace mittlerweile einer der Vorreiter in Sachen toxinfreier Mode ist. Hier kommst du zum Detox-Catwalk von GreenPeace, der sicher für jeden einige Überraschungen bereithält. Gerade im Luxussegment sieht es schlecht aus für giftfreie Mode. Dolce&Gabbana versagen komplett, Burberry ist indes ganz weit vorne. Was ist mit H&M? Schau mal rein:

Detox-Catwalk GreenPeace

In Bangladesh sind 2013 beim Einsturz einer Nähfabrik über 1000 Menschen umgekommen. Unter anderem in Bangladesh ist der Mindestlohn für NäherInnen übrigens am niedrigsten. Die Mitarbeiter dort, die ihn ausbezahlt bekommen, erhalten 30€ im Monat! Kaum vorstellbar, dass jemand von dieser Summe überhaupt leben kann.

Wie kannst du etwas in der (Mode-)Welt ändern?

Ich will niemandem etwas vorschreiben und niemanden verurteilen. Gut, höchstens ein kleines bisschen. Denn man kann ganz einfach etwas an diesen Zuständen ändern! Und man kann mit ganz kleinen Schritten beginnen …

  1. “Brauche ich das wirklich unbedingt?” Ich habe mir diese Frage angewöhnt und versuche, immer an sie zu denken, wenn mir mal wieder etwas vor Augen schwebt, das ich unbedingt möchte oder wenn mir Werbung ein Produkt schmackhaft zu machen versucht. Diese Frage ist der Schlüssel zu weniger Konsum. Mittlerweile erscheint sie automatisch vor meinem inneren Auge, wenn ich etwas Neues kaufen möchte.
  2. Weniger kaufen. Als Folge auf Punkt 1 müsste es schon automatisch zu Punkt 2 kommen: Weniger kaufen. “Weniger” ist überhaupt eines dieser Zauberwörter, die in unserer Konsumgesellschaft noch etwas retten könnten. Brauche ich wirklich 20 verschiedene T-Shirts oder mehr? Und diese Unterhosen im 3-er Pack, ganz ehrlich, brauch ich die alle auf einmal, wenn mir sowieso nur eine davon wirklich gefällt?
  3. Wertiger kaufen. Es ist ganz einfach, ein Punkt führt zum anderen: Wenn du weniger kaufst, kannst du dafür qualitativ hochwertigeres, teureres kaufen. Am besten von einer Marke, die fair produziert, ohne Giftstoffe, mit Bio-Baumwolle oder aus recyceltem Material. Aber auch teurer muss nicht immer sein: Wie wäre es aus dem Second-Hand Shop oder vielleicht sogar vom Trödelmarkt? Es gibt schon einiges an Alternativen. Hier kommst du zu meiner Liste mit fairen Marken, die ich kenne und alle sehr empfehlen kann. (Faire Mode ist übrigens schon seit einiger Zeit tragbar und kann super gut aussehen.)

fair fashion revolution

Alles braucht seine Zeit- auch faire Mode.

Bei mir selbst ist dieser Prozess gerade erst in Gang geraten. Ich habe erst einmal entschieden, nicht mehr bei den üblichen großen Ketten (H&M, Zara, Hollister …) einzukaufen. Der Rest meiner neuen Kleidung kommt seit einigen Monaten aus fair produzierten Stätten. Und ganz ehrlich; irgendwie fühlt es sich gut an, das zu tragen. Nicht, weil ich jetzt denke, dass ich besser bin. Sondern weil es schön ist, zu wissen, dass mein T-Shirt aus Stoff aus Österreich besteht, dass es in meinem Nachbarland genäht wurde und dass jemand von diesem Geld auch tatsächlich leben kann, das ich dafür ausgebe. Dass kein Blut daran klebt.

Hast du selbst schon mal faire Mode probiert? Wie ist deine Einstellung dazu?


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