Mein Erasmus-Semester war NICHT die schönste Zeit meines Lebens

Wien Stockholm

 

Mein geliebtes, verregnetes Österreich

und wieder verlasse ich dich.

Drei leuchtende Augen nach vorne,

zur falschen Zeit.

 

Disclaimer: Dieser Beitrag ist ein wenig negativer, als meine üblichen. Nicht schlimm, aber wer keine Lust auf Heimweh-Geschichten hat, kann ihn getrost überspringen. Ich habe ihn vor allem für mich und meine LieblingsleserInnen geschrieben.

Kaum hat der Zug die Stadtgrenze überquert taucht er in dichten Regen ein. Wehmütig schaue ich in die wolkenverhangene, nasse Welt hinaus.

Hast du dich jemals so zu einem Ort zugehörig gefühlt, dass du ihn einfach nicht verlassen wolltest? Nicht mal für einen Monat nach Paris, oder Barcelona- oder Stockholm. Weil es gerade so perfekt passt, weil du hier arbeiten möchtest und wichtige Dinge tun willst? Weil du neue Menschen kennenlernen möchtest, dir ein neues Berufsfeld aufbauen möchtest und dich nicht ablenken lassen möchtest?

schweden

So geht es mir gerade, wenn ich ehrlich bin. Ich habe keine Lust zu sagen, dass Stockholm (mein Erasmus-Aufenthalt) die beste Zeit meines Lebens war, wenn es einfach nicht stimmt. Das ist nämlich einer der Werbesprüche. “Die beste Zeit deines Lebens.”

Von wegen, die beste Zeit meines Lebens hatte ich in meiner Schule, in Barcelona, in Paris, und in Wien, mit vielen Freunden, im Volkstheater als Theaterscout, in einem Video mit Michael Buchinger, beim Weihnachts-Lush-Event und in meiner wunderschönen Wohnung mit Garten und Pool.

wien stockholm

Stockholm ist so eine Sache. Ich war bereits zweimal zuvor in Schweden, am Land, und habe mich damals in dieses Land verliebt. In das Land an sich- nicht den Staat Schweden, nein.

Das Land hier hat etwas so Weiches und Warmes, etwas so Magisches und subtil Geheimnisvolles, dass es mir auf jedem Ausflug die Sprache verschlagen hat.

Gigantische Felsen liegen glatt geschliffen wie Straußeneier unter dem bemoosten Boden. Nur ein kleiner Teil der Oberfläche schaut heraus und wirkt wie die zerfurchte Haut eines Riesen, der seit Jahrtausenden unter dieser Erde schläft.

An den Küsten wandern diese grauen Felsen bis hinaus aufs Meer, du kannst auf ihnen spazieren und selbst dort, wo schon längst keine Erde mehr unter deinen Füßen ist, stehst du noch immer auf diesen gigantischen Felsen, mitten im Meer.

In Stockholm kannst du bei 35° im Schatten zu einem lauen Lüftchen durch dichte Wälder spazieren, wo zwischen meterhohen, dünnen Bäumen weiße Grabsteine ohne erkennbares Muster stehen. Ohne Wege voll mit Split- du gehst einfach auf dem Gras und dem Moos, liest dabei Namen wie Magnusson und Olafson und fühlst dich auf diesem Baumfriedhof wie in einer anderen Welt.

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Nicht nur auf dem Baumfriedhof, auch in den zahlreichen Fjorden und Küstenstädten, ja, auch in Stockholm oder Göteborg habe ich mich wie Zuhause gefühlt. Der Sommer war wunderbar, die Tage ewig lang und warm. Es war eine wundervolle Zeit.

Nur heute, heute möchte ich einmal zeigen, dass nicht alles perfekt ist, auch, wenn es jeder erwartet.

Was ist also diesmal anders? Eigentlich nur zwei Dinge:


Die Jahreszeit
. Es war ewig lange Winter, leider ohne Schnee und verdammt grau und dunkel. Es wird jetzt erst, Mitte Mai, langsam ein wenig besser. Obwohl es schon noch hin und wieder mal schneit.

Meine Zeit. Wie ich schon erwähnt habe, war der Zeitpunkt, den ich mir selbst ausgesucht habe, nicht passend. Ich stecke eigentlich gerade mitten in einem Umzug, möchte in Wien tausende Dinge und Sachen tun und erleben.

Bald bin ich zurück und dann wird es ein Resumee der Dinge geben, die ich unglaublich toll fand, Fotos von spannenden Städten und Orten, die ich besucht habe- dann zeige ich euch die schöne Seite dieses Erlebnisses. Denn es gab und gibt unzählige tolle Erlebnisse. Nur heute, heute möchte ich einmal zeigen, dass nicht alles perfekt ist, auch, wenn es jeder erwartet.

Es gibt dann die Menschen, die alles besser wissen, die mir sagen, dass sie schon am Anfang wussten, dass es eine schlechte Idee war, hierher zu kommen, vor allem, wenn ich mal etwas “nicht-Perfektes” oder vom vielen schlechten Wetter erzähle. Diesen Menschen muss ich sagen: “Danke, dass du es besser weißt und so klug bist.” Immerhin verdienen konstruktive Beiträge ebenso konstruktive Antworten.

Ich weiß sehr wohl, wie gut es mir geht und was ich gerade für eine tolle Möglichkeit erlebe, dennoch möchte ich so frei und ehrlich sein können, zu sagen, dass ich gerade lieber Zuhause wäre.

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Ich werde auch wieder kommen- aber im Sommer. Und aufs Land, in ein kleines Haus mitten in den dichten, grünen, weichen Wäldern. Wenn die Tage lang und die Seen warm sind.


Hier kannst du noch ein faires Outfit im eisigen Lappland sehen.

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